Am vergangenen Donnerstag trat in Potsdam der brandenburgische Innenminister zurück. Nicht einmal eine Stunde später benannte der Ministerpräsident seinen Nachfolger. Schnelle Lösungen und Entscheidungen sind in der Politik häufig. Schnelle Entscheidungen und der Verzicht auf Warten werden politisch belohnt.
Schnelle Entscheidungen sind sinnvoll in Gefahrensituationen. Wenn ein Auto auf mich zurast, dann werde ich nicht lange darüber nachdenken, welche Sorgen den Fahrer plagen und warum er/sie mich nicht sieht. Ich werde zur Seite hechten, um mein Leben zu retten. Der Rücktritt eines Ministers fällt in eine andere Kategorie. Wenn der Posten vakant wird, dann führt ein Staatssekretär das Haus weiter und innerhalb der Regierung vertritt ein Kabinettmitglied. Die Arbeit geht weiter. Keine Gefahr.
Warum wird bei Ministerwechseln in der Politik aber so oft ein rekordverdächtiges Tempo vorgelegt? Aus Furcht, dass die Presse den übrigen Entscheidern Führungsschwäche vorwerfen. Aus Furcht, dass Namen genannt und beschädigt werden. Aus Furcht, dass Personen Ansprüche anmelden, die die Entscheider gar nicht im Spiel haben möchten. Aus Furcht, dass Streit entsteht. Aus Furcht, dass über Fehler gesprochen wird. Das kann natürlich alles passieren. Unterm Strich bleibt jedoch eine aus politischer Ängstlichkeit diktierte schnelle Entscheidung, die die Möglichkeiten des Abwartens ungenutzt lässt.
Ich wünsche mir mehr Mut. Mut, Pressekommentare auszuhalten. Mut, abzuwarten und mit einem nicht zu kleinen Kreis von Personen Alternativen und Szenarien zu besprechen. Mut, sich mit potentiellen Kandidaten Zeit zu nehmen und die Beweggründe zu erfahren, warum sie sich für eine Aufgabe bewerben und geeignet fühlen. Mut, sich über die eigenen Wünsche klarzuwerden.
Politischer Mut ist eine Frage des Anfangens. Man muss es einfach mal tun und seine Folgen erleben.
Es ist eine unlogische Idee, dass Schnelligkeit siegen koennte. Ist einer schneller und glaubt schon, gewonnen zu haben, dann gibt es immer noch jemanden, der schneller sein kann. Irgendwann ist die Grenze erreicht und die vermeintlich Schnellsten draengeln sich davor, weil sie nicht weiter koennen.
Es ist nicht nur eine unlogische, sondern auch eine arhythmische Vorstellung. Die Bewegung geht nur in eine Richtung: immer schneller. Rhythmus besteht aus mindestens zwei Elementen, in diesem Falle aus schnell und langsam. Der Wechsel von schnell und langsam im Rhythmus ist der Sieger. Es zeigt sich doch im Alltag, dass Langsamkeit oder noch besser Warten die sinnvollere Herangehensweise ist.