Ich habe kürzlich über das Buch „Notbremse“ des ehemaligen parlamentarischen Staatssekretärs Ulrich Kasparick gelesen. Er beschreibt sich als Politjunky und wie er mit der Sucht, Politiker zu sein, gut umgegangen ist. Seine Methode: Stille-Training, Atemtechniken und schließlich ein Sabbatjahr – der angekündigte Ausstieg aus der Politik.
Politiker leben wie manager im Zeit- und Termindruck. Da sollte es eigentlich eine leichte Sache sein, mal auszuspannen und sich zu regenerieren. Ist es aber nicht? Der Politiker, der solche Grenzen für sich zieht und nicht jederzeit für alle da sein möchte, gerät schnell in den Ruch, faul und amtsmüde zu sein (bzw. er glaubt, dass er sich dadurch den Ruf verdirbt). Das Problem daran: die fortwährende Beschäftigung mit Politik verwischt die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben. Hinter dem Amt verschwindet der Mensch. Das tut weder dem Körper gut noch der Person. Die Immer-Politiker sind nicht mehr authentisch, nicht mehr interessiert und nicht mehr neugierig und auch nicht mehr wirklich leistungsfähig. Und vor allem haben sie unausgesprochen Angst, nicht mehr Politiker zu sein. Denn außer dem Politiker ist nichts mehr übrig.
Was tun? Es gibt viele kleine Rituale der Ruhe und Entspannung, die jeder leben kann. Vor allem aber ist eine grundsätzlich Entscheidung notwendig: Nein zu sagen: Nein zur 10. Schirmherrschaft. Nein zum 5. belegten Wochenende hintereinander. Nein zu einer Woche voller Abendtermine. Nein zu überlangen Sitzungen. Vor Jahren gab es in „Brand eins“ eine schöne Geschichte über Unternehmer, die begonnen haben Nein zu Dumpingauträgen zu sagen und Ja zu angemessenen Preisen. Ihre Erfahrung: manche Kunden blieben weg, aber neue kamen hinzu…..