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Übungsfelder für das gute Leben

Das Wochenende verbrachte ich bei einem indianischen Schwitzhüttenritual. In der Schwitzhütte ist es sehr heiß, extrem heiß. Bei der ersten Schwitzhütte am Freitag schützte ich mit einem Handtuch meine Beine. Mit dem Ergebnis, dass mir meine Schultern brannten. Für die zweite Schwitzhütte am Sonnabend bereitete ich mich besser vor. So stark wollte ich denn doch nicht leiden. Ich zog mir also das Handtuch über den Kopf und schützte so Ohren und Schultern. Alles bestens? Normalerweise verlassen immer einige Leute die Schwitzhütte sehr schnell, so dass es zwar anfangs sehr eng ist, schon bald aber mehr Bewegungsfreiheit herrscht. Dieses mal war das aber nicht so. Keiner ging raus und es blieb eng – und ungemütlich. Statt an brennenden Schultern litt ich nun an eingeschlafenen Beinen….

Wir können natürlich immer versuchen, Risiken zu vermeiden. Manchmal gelingt das ja auch. Oft genug jedoch zerstört das Leben unsere Planungen und zeigt uns beharrlich, dass wir ungemütlichen unangenehmen ja schmerzvollen Situationen nicht dauerhaft ausweichen können. Wir können der Frage ausweichen, wie wir mit unangenehmen Gedanken, körperlichem und seelischem Schmerz umgehen. Letztlich wird uns das Leben einholen und uns diese Frage immer wieder stellen.

In der Schwitzhütte geht es nicht darum, weniger zu leiden und es bequem zu haben. Ich verstehe dieses und andere Rituale und Übungen so, dass wir das Leiden erfahren und uns ihm stellen. So wird die Schwitzhütte zum Übungs- und Lernfeld für das Leben:

In der Schwitzhütte nehme ich das Leiden wahr und akzeptiere es. Ja, es ist extrem heiß. Ja, es tut weh. Im Leben gibt es immer wieder Situationen, die wir zunächst nicht bewältigen können, auch nicht durch noch so kreative Lösungssuche. Die wir akzeptieren müssen. Das können wir nur, wenn wir anerkennen: Ja, ich leide. Ja, es tut weh. Wir sind nicht gut beraten uns einzureden: es geht mir ganz prima. Manche dieser Situationen können wir verlassen. Ich kann die Schwitzhütte verlassen. Ich kann den krankmachenden Job kündigen. Aber nur, wenn wir uns unser Leiden (oder unsere nicht erfüllten Bedürfnisse) eingestehen und erkennen, dass unsere Grenzen erreicht sind.

In der Schwitzhütte gibt es kein gestern und kein morgen. Wenn der heiße Dampf auf die Haut trifft, bin ich ganz im Hier und Jetzt. In genau diesem Moment entscheidet sich, wie ich das Leben meistere: Bin ich erfüllt von Angst („das schaffe ich nie“) oder Schmerz („Das tut entsetzlich weh“). Oder bin ich erfüllt von meinem Thema („Ich möchte gern stark sein.“ „Ich möchte gern weich sein und nicht verhärtet gegenüber meinen Gefühlen.“ „Ich bin dankbar für mein Leben.“ etc.). Wenn wir im Leben unsere Energie auf diese starken Gedanken und Gefühle konzentrieren können, wird vieles möglich. Und in genau diesem Moment kann auch Gelassenheit entstehen: Was geschieht geschieht. Wir lernen, gelassen anzunehmen und das unsere zu tun – nicht mehr und nicht weniger. Wenn wir im Leben gelassen sind, werden wir ruhiger auf ein Ziel hinarbeiten können (denn wir können nicht mehr tun als wir mit guter Qualität tun) und zugleich den Weg dorthin genießen.

In der Schwitzhütte erfahre ich die Geborgenheit eines geschützten Innenraums und lerne dabei zu vertrauen und mich zu öffnen. Ich vertraue der Kraft der Hütte, dass sie auf mich wirkt. Ich vertraue dem Kreis der Menschen, dass wir füreinander da sind. Ich vertraue dem Rhythmus von Trommel und Gesang, dass sie mich beschwingen. Ich öffne mich, indem ich schwach sein darf. Ich muss nicht in der Hitze aufrecht sitzen, um eine Iassade von Stärke und Unverletzlichkeit zu zeigen. Ich öffne mich, in dem ich laut um das bitten kann, was mir am Herzen liegt. Ich öffne mich, indem ich akzeptieren und mitfühlen kann, wenn andere leiden. Wenn wir im Leben vertrauen können, werden wir uns anderen Menschen öffnen und viele gute Begegnungen und neue Anregungen erfahren.

Diese Erkenntnisse können auch im Coaching-Gespräch entstehen. Jeder Mensch verfügt aus der Erfahrung über erlebte und imaginierte innere Bilder, die solches Lernen möglich machen. Die Schwitzhütte ist nur EIN Übungsfeld, aber ein besonders kraftvolles.

Ihr Coach

Ich bin zertifizierter Coach (CPCC), Psychodramatiker und Improtheaterspieler.

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Kundenstimmen

  • Wenn ich spiele, gibt das einen direkten Impuls. Es ist ganz anders als drüber zu reden. Wenn man redet, denkt man nach, aber spürt es im Körper gar nicht. Die szenische Exposition ist viel klarer. Da kommt viel mehr bei rum und man spürt mit allen Sinne, was da passiert.

    David Feldmann
    Physiker
  • Was es mir bringt spielerisch zu arbeiten? Es ist die Leichtigkeit, die dadurch entsteht. Es nimmt die Schwere, es nimmt auch die Angst vor bestimmten Dingen. Es bringt auch Freiheit.

    Simone Bloeß
    Yogalehrerin
  • Stefan schafft einen vertrauensvollen Raum, in dem sich die Teilnehmenden völlig frei ausprobieren können. Er hat ein tolles Gespür für die Gruppe und kann spontan darauf reagieren, wie es der Gruppe gerade geht. Er hat zudem das handwerkliche und professionelle Know-how, um mit den einzelnen Übungen die Gruppe immer wieder in neue Experimentierfelder zu führen.“

    Stephan Schill
    Stephan Schill
    Schauspieler und Trainer
  • Bei dieser Herangehensweise, körperlich über Dinge nachzudenken, habe ich gemerkt, dass die Erfahrung sehr lebendig macht und auch sehr lebendig in mir verankert. Ich gehe mit diesem Körpergefühl raus – und das bleibt.“

    Susanne Langer
    Coach
  • Ich war überrascht, dass ich es geschafft habe, mich selbst herauszufordern. Ich glaube, dass liegt daran, weil Stefan die Übungen gut durchdenkt, didaktisch gut aufbaut und methodisch gut erklärt.

    Tobias Schröder
    Tobias Schröder
    Eventmanager