Auch wenn der November uns gerade mit Sonne begrüßt – die trüben Tage kommen. Und dann vielleicht auch bei Ihnen jene Stimmung, die Rainer Maria Rilke 1902 in seinem Gedicht Herbsttag in traurig-schönen Versen beschrieb:
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Im November wird es dunkel und feucht. Unser Körper erhält weniger Licht- und Wärmesignale. Und die Natur bietet keine Blickfänge mehr. Das drückt unseren Biorhythmus und unsere Stimmung. Außerdem steigt der Arbeitsdruck: Bis zum Jahresende muss noch viel geschafft werden… Was tun?
Beim Nachdenken darüber musste ich daran denken, dass jede Zeit im Jahr ihr Thema haben kann. Nehmen wir nur die Nachbarmonate des November: Im Oktober fahren viele Menschen in die Herbstferien. Entweder genießen sie hierzulande die bunte Blätterwelt oder gönnen sich noch einmal toskanische Wärme vor dem Winter. Im Oktober erleben wir die Natur noch einmal ganz intensiv. Unsere Wahrnehmung ist nach außen gerichtet. Im Dezember bereiten wir uns auf Weihnachten vor. Der Dezember ist der Monat der Gemeinschaft. Kollegen organisieren Weihnachtsfeiern und die Familien erleben die Zeit miteinander intensiver. Die Wahrnehmung ist auf unsere Nächsten gerichtet. Und der November? Für den November bliebe eine wichtige Aufgabe: die Wahrnehmung nach innen zu richten. Nichts in der Natur lenkt uns noch ab. Und in dieser Zwischenzeit halten sich auch die sozialen Erwartungen an uns in Grenzen. Also können wir den November zu UNSEREM Monat machen. Wir können unserem Körper Gutes tun, ihn z.B. in der Sauna wärmen. Wir können uns in einen bequemen Sessel setzen und einfach mal nachdenken: Wie war dieses Jahr? Was war gut? Was habe ich gelernt? Welchen Ballast will ich nicht in das neue Jahr mitnehmen? Der November könnte der Monat sein, der ganz uns gehört….
Meine wärmende Novembervorstellung ist diese: Ich sitze an meinem Schreibtisch, neben mir dampft ein heißer Tee und ich schreibe seit langem mal wieder einen Brief. Was stellen Sie sich vor? Was würden Sie jetzt gern für sich tun? …. Probieren Sie es aus und lernen Sie den November von einer neuen Seite kennen.
Schön. Aber schreibst du wirklich noch Briefe? Also nicht, dass ich das altmodisch finde, aber ich schreibe z. B. nur noch Mails oder „chatte“. Lesen ist da schon besser, aber es lenkt ab…Aber danke für deinen Text.