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Mach mal Pause – und faste…

In diesem Jahr habe ich zum dritten Mal vor Ostern gefastet. Mein ganz profaner Grund dafür war ursprünglich, zwischen dem Weihnachtsfest und der Grillsaison nicht soviel zu essen. Beim Fasten stellte ich jedoch Erstaunliches fest: Plötzlich kam ich mit anderen Menschen über das Fasten ins Gespräch und erfuhr so, dass viele Menschen, ob gläubig oder nicht, während der Osterzeit in irgendeiner Weise fasten: Süßes, Alkohol, Fleisch, Fernsehkonsum,… Offenbar übt die alte Tradition einen Sog auf viele Menschen aus und hält für sie viel Nützeliches bereit. Seitdem faste ich und beschäftige mich intensiver mit dem Fasten.

In diesem Jahr habe ich das Osterfasten mit einer „richtigen“ Fastenwoche begonnen. Danach fiel es mir leicht, mit wenigen Ausnahmen auf Alkohol, Fleisch und Kaffee zu verzichten. Die Fastenwoche zu Beginn habe ich zudem dazu genutzt, auf das vergangene Jahr zurückzuschauen und mir darüber klar zu werden, welchen wichtigen Dingen ich in diesem Jahr meine Zeit widmen möchte. Nun, da das Fasten vorüber ist, wird mir bewusst, wie deutlich ich meine alten Muster unterbrochen habe. Ich trinke wenig Kaffee und dann mir mehr Genuss. Ich esse wenig Fleisch, achte dann aber auf ausgezeichnete Qualität. Das Fasten trägt noch, wie erhofft…

Fasten ist Unterbrechen und Innehalten im Lebensrhythmus. Wenn wir fasten, tun wir die Dinge anders und wir tun andere Dinge. Das können wir aber nur, wenn wir zuvor loslassen und uns von manchen Gewohnheiten zeitweilig verabschieden. Wenn wir mit einigen unserer Gewohnheiten pausieren, können wir erfahren, dass anders zu leben sehr bereichernd sein kann. Fasten kann dadurch zum Vorbild für Veränderungen in unserem Leben werden – für andere Ernährung und einen guten Biorhythmus, für ein anderes Tempo, für eine neue Vertrautheit mit unserem Innern. Um diese Veränderungen zu verankern, sind Wiederholungen ratsam, analog denen, die die christlichen Mönche seit jeher praktizierten: zwei mehrtägige Fastenzeiten im Jahr sowie einmal im Monat ein Fastentag . Wenn wir fasten machen wir die Erfahrung, dass wir etwas weglassen können, ohne das die Qualität des Lebens leidet. Verzicht kann zum Gewinn werden. Wenn wir fasten, machen wir die Erfahrung, dass Verzicht möglich ist, dass wir ein selbst gesetztes Ziel erreichen können.

Fasten entschleunigt: Beim Fasten achten wir auf uns und unseren Körper. Achtsamkeit bedeutet, die Aufmerksamkeit auf eine Sache zu konzentrieren: nur essen, nur ruhen, nur spazieren etc. Das erfordert Langsamkeit. Wir unterstützen unseren Körper. Wasser und Brühe werden wir im Mund „kauen“, ums sie zu erwärmen bzw. abzukühlen. In den Aufbautagen werden wir das Essen gut kauen, um dem Magen die Anpassung zu erleichtern. Fasten braucht Zeit. Eine Fastenwoche bedeutet mit Vorbereitungstag- und Aufbautagen einen Prozess von 11 Tagen. Das Osterfasten dauert sogar 40 + 6 Sonntage. Die Vorbereitung erfordert Sorgfalt, ebenso wie der Aufbau nach dem Fasten und die Überlegung, was wir aus dem Fasten übernehmen sollen. Der beim Fasten geübte Verzicht schafft Zeit-Räume. Wenn sie Fernsehen und Internet nicht benutzen, haben viele Menschen plötzlich 2-3 Stunden mehr Zeit am Tag.

Fasten zeigt uns, wie Rhythmus funktioniert. Das rhythmische Prinzip des Fastens besteht darin, Gewohnheiten zu unterbrechen und befristet in einen anderen Lebensrhythmus zu wechseln. Die Erinnerung an diesen Rhythmus nehmen wir nach dem Fasten in den Alltag mit: indem wir zumindest zeitweise langsamer leben oder indem es uns leichter fällt, im Alltag Inseln der Langsamkeit aufzusuchen.

Am schwersten sind die ersten Tage. Danach wird der Impuls schwächer, Kaffee zu trinken oder Fleisch zu essen oder Fernsehen zu sehen. Die Wiederholung des neuen Musters stabilisiert dieses. Neue Gewohnheiten treten an die Stelle der alten. Da ich keinen Kaffee mehr trinken wollte, habe ich mich mit Tee befasst und  irgendwann festgestellt, dass indischer Gewürztee mit Honig eine leckere Sache. Inzwischen ist Chai zu einem wichtigen Grund geworden, nicht wieder zu übermäßigem Kaffetrinken zurückzukehren.

Fasten macht wach. Wegzulassen erfordert Konzentration und Aufmerksamkeit. Wir werden gewahr, wie selbstverständlich wir unseren Gewohnheiten folgen, wenn wir wieder einmal achtlos zum Kaffeautomaten gehen oder den Fernseher anschalten. Leben wie im Autopiloten. Wenn wir fasten, schalten wir den Autopiloten aus und steuern wieder selbst. Wir müssen wach sein, um keine Fehler zu machen. Aber weil wir wach sind, lernen wir auch.

Fasten ist ein Anker in der Zeit, der mich die Zeit als willkommener Zyklus erfahren lässt. Von Fasten zu Fasten vergeht für mich kein Jahr, sondern es schließt sich ein Kreis. Jedes Fasten ist neu, anders. Die Anbindung an kirchliche Feiertage bindet das Fasten in einen jährlichen Rhythmus ein. Wir können uns vor Ostern vom Ballast des Winters befreien oder uns fastend auf die Weihnachtsfeiertage vorbereiten, so dass wir diese in guter Qualität verbringen. Wir werden viel Unterstützung von anderen Menschen erfahren, wenn wir uns an den traditionellen Rhythmus ankoppeln.  Bei jedem Fasten treffe ich mich mit vielen Mitmenschen und spreche ich über Themen, die zu anderen Zeiten des Jahres nicht im Gespräch auftauchen. Wir können aber auch unseren eigenen Rhythmus finden, etwa indem wir nach einem reichhaltigen Weihnachtsfest und nach feuchtfröhlichem Silvester gleich zu Beginn des neuen Jahres zu Klarheit und innerer Ordnung finden. Oder wir können Zeiten der Besinnung – etwa im Herbst – nutzen, um durch Fasten zu Ruhe und Klarheit zu kommen.

Über das Fasten könnte ich lange schreiben. Aber besser – probieren Sie es einfach aus: Fasten Sie! Was auch immer!

  • Wenn Sie nicht mit einem klassischen Fasten beginnen wollen, dann üben Sie das Weglassen einmal auf andere Weise. Fragen Sie sich: Welches Verhalten stört mich an mir bzw. worauf werde ich wahrscheinlich nur schwer verzichten können? Und nehmen Sie sich vor, darauf genau einen Tag (wenn der Verzicht ganz schwer fällt) oder eine Woche lang zu verzichten. Suchen Sie sich eine normale Woche (bzw. Tag) aus, unterrichten Sie Ihr Umfeld von Ihrem Entschluss und nehmen Sie am Vorabend gelassen für eine Woche (bzw. für einen Tag) Abschied von dem, worauf Sie verzichten wollen. Stellen Sie sich während und nach dieser Zeit die Fragen: Was ist jetzt anders? Was ist besser geworden?
  • Probieren Sie es mit einer 5tägigen Fastenzeit. Suchen Sie einen passenden Termin. Bereits die Wahl des Termins setzt eine intensive Beschäftigung mit sich selbst voraus. Ein guter Termin kann Teil eines verstärkenden Rituals sein: Sie können beispielsweise am Jahresanfang fasten, nach den üppigen Weihnachtsfeiertagen und so für einen guten intensiven Start in das Jahr sorgen. Sie können sich an die christlichen Fastenzeiten ankoppeln. Versuchen Sie herauszufinden, zu welcher Jahreszeit Sie den stärksten Bezug haben und wann es Ihnen möglich ist, möglichst unbeeinflusst von außen zu fasten. Lesen Sie einen Fastenratgeber und befolgen Sie beim ersten Mal dessen Hinweise genau. Überlegen Sie vorher, welche Ziele Sie durch das Fasten befolgen wollen, worauf Sie außer dem Essen noch verzichten wollen (Fastengebot: z.B. Medienfasten) und was Sie außerdem für sich tun wollen (körperliche Bewegung, Entspannungsübungen etc.). Führen Sie ein Fastentagebuch und gestalten Sie die Zeit als bewussten Lernprozess. Überlegen Sie, welche Veränderungen Sie beibehalten wollen…
Ihr Coach

Ich bin zertifizierter Coach (CPCC), Psychodramatiker und Improtheaterspieler.

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Kundenstimmen

  • Wenn ich spiele, gibt das einen direkten Impuls. Es ist ganz anders als drüber zu reden. Wenn man redet, denkt man nach, aber spürt es im Körper gar nicht. Die szenische Exposition ist viel klarer. Da kommt viel mehr bei rum und man spürt mit allen Sinne, was da passiert.

    David Feldmann
    Physiker
  • Was es mir bringt spielerisch zu arbeiten? Es ist die Leichtigkeit, die dadurch entsteht. Es nimmt die Schwere, es nimmt auch die Angst vor bestimmten Dingen. Es bringt auch Freiheit.

    Simone Bloeß
    Yogalehrerin
  • Stefan schafft einen vertrauensvollen Raum, in dem sich die Teilnehmenden völlig frei ausprobieren können. Er hat ein tolles Gespür für die Gruppe und kann spontan darauf reagieren, wie es der Gruppe gerade geht. Er hat zudem das handwerkliche und professionelle Know-how, um mit den einzelnen Übungen die Gruppe immer wieder in neue Experimentierfelder zu führen.“

    Stephan Schill
    Stephan Schill
    Schauspieler und Trainer
  • Bei dieser Herangehensweise, körperlich über Dinge nachzudenken, habe ich gemerkt, dass die Erfahrung sehr lebendig macht und auch sehr lebendig in mir verankert. Ich gehe mit diesem Körpergefühl raus – und das bleibt.“

    Susanne Langer
    Coach
  • Ich war überrascht, dass ich es geschafft habe, mich selbst herauszufordern. Ich glaube, dass liegt daran, weil Stefan die Übungen gut durchdenkt, didaktisch gut aufbaut und methodisch gut erklärt.

    Tobias Schröder
    Tobias Schröder
    Eventmanager